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​Gesegnet wird, wer dich, Israel, segnet!

Die Geschichte einer besonderen Frau

von Brigitte B. Nussbächer

Eine wahre Geschichte über Freundschaft aus dem zweiten Weltkrieg und über einen zeitlosen Auftrag …

… von einer Frau, die ihren jüdischen Freunden das Leben rettete.

Während im Salon deutsche Offiziere der Dame des Hauses die Hand küssten, warteten unten im Keller ihre jüdischen Freunde darauf, dass sie zu ihnen kam und sie versorgte.

Nach dem Krieg bewahrten die Juden ihre Freundin vor der Deportation nach Sibirien.

Davidstern grün
FOZFriends of Zion Museum Jerusalem

Es ist ein schöner Bau mit der Aufschrift FOZ im Zentrum Jerusalems. Und es ist ein absolutes Juwel von seinem Inhalt her: das „Friends of Zion Museum“ (in der Yosef Rivlin Str. 20, Jerusalem) erzählt die beeindruckenden Geschichten von außergewöhnlichen Frauen und Männern, die es als ihre Aufgabe ansahen, ein Segen für Juden und Israel zu sein. Sie waren sogar bereit, ihr Leben einzusetzen, um Leben zu retten und um einen Beitrag zu dem Wunder Israel zu leisten.

Doch dieser Auftrag galt und gilt nicht nur für historischen Persönlichkeiten und er ist nicht an eine bestimmte Zeit gebunden. Er ist zeitlos, gilt für uns alle – und er trägt eine wunderbare Verheissung in sich. „Gesegnet wird, wer dich (Volk Israel) segnet“ (1Mo 12,3; 1Mo 27,29).

Ganz besonders gilt er aber für Zeiten, in denen Juden und Israel bedrängt, angegriffen und verfolgt werden.

Auf Grund dessen entsandte Hitler eine deutsche Militärmission nach Rumänien, was dazu führte, dass viele deutsche Militärs in Siebenbürgen, (das seit 1918 zu Rumänien gehörte), stationiert waren. Antonescus Politik war außerdem von radikalem Antisemitismus geprägt und während seiner Regierung fielen hunderttausende Juden aus Rumänien durch Massaker und in Arbeitslagern dem Holocaust zum Opfer.

Die Geschichte meiner Familie während des zweiten Weltkrieges

Zur Zeit des zweiten Weltkrieges zählte Rumänien zunächst zu Deutschlands Verbündeten. Ion Antonescu, der damalige Ministerpräsident und Marschall Rumäniens errichtete ab 1940 eine Militärdiktatur und ging auch ein Militärbündnis mit Hitler ein, von dem er sich materielle und personelle Unterstützung beim Aufbau der rumänischen Armee versprach.

Marschall Ion Antonescu

Meine Großmutter gehörte zu der einflussreichen Familie des früheren Bürgermeisters von Kronstadt (Stadt in Siebenbürgen. Anm. der Autorin): Dr. Carl Ernst Schnell und aufgrund ihrer Fabriken und ihres Wohlstandes verfügte die Familie nicht nur über politischen, sondern auch über wirtschaftlichen Einfluss. Das Haus meiner Großmutter in der Burggasse war schon immer ein gesellschaftlicher Treff- und Mittelpunkt. Das blieb es auch während der Zeit der Stationierung deutscher Truppen. Da Siebenbürgen jahrhundertelang zur Habsburger Monarchie gehört hatte (und erst nach dem Ende des ersten Weltkrieges Rumänien zugesprochen wurde) waren meine Großeltern beide noch als österreichische Staatsbürger in Siebenbürgen geboren und hatten in Österreich und Deutschland studiert. Deutsche Offiziere, die nach Kronstadt kamen, freuten sich im Haus meiner Großeltern auf deutsche Kultur zu treffen und deutsch sprechen zu können.

Das Geheimnis

Was die deutschen Militärs nicht wussten, war, dass meine Großmutter jüdische Freunde besaß und dass sie nicht bereit war, diese Freundschaft aufzugeben. Als sie gemerkt hatte, wie bedrohlich die Judenverfolgung auch in ihrem Umfeld wurde und sich abzeichnete, welches Schicksal Juden erwartete, handelte sie.

Ada Schiel - Eine Heldin

In großer Eile (denn jeder Tag Verzögerung konnte den Abtransport ihrer Freunde bedeuten) liess sie im Keller ihres Hauses einen verborgenen Raum abtrennen, der durch eine Türe verschlossen wurde, die mit einem Regal getarnt war. Dann brachte sie Stück für Stück kleinteilige Möbel, Klappbetten, Matratzen, Decken, Geschirr, Kleidung und alles andere Notwendige dahin. In dem großen Haus fiel das zum Glück nicht weiter auf. Als alles vorbereitet war, brachte sie ihre Freunde dort unter.

Irgendwie war es ihr gelungen, dies alles so zu tun, dass ausser ihr niemand davon erfuhr und sie versorgte die jüdische Familie ab diesem Zeitpunkt im Geheimen. Welche Ängste sie dabei begleiteten, weiss ich nicht – sie hat nie darüber gesprochen. Natürlich war ihr klar, in welche Gefahr sie sich und auch ihre ganze Familie damit brachte. Aber es erschien ihr einfach selbstverständlich, für ihre jüdischen Freunde da zu sein, auch wenn - und gerade weil - diese verfolgt wurden und in Gefahr waren.


So führte sie ein Doppelleben. Nach aussen hin die Dame der Gesellschaft, Mutter kleiner Kinder und Gastgeberin für viele – und im verborgenen jemand, der seine Kraft und Kreativität dafür einsetzte, seine Freunde zu schützen.
Während im Salon des Hauses deutsche Offiziere der Dame des Hauses die Hand küssten und im Gästebuch ihre wunderbare Gastfreundschaft lobten, bei der sie „das Kriegshandwerk vergaßen“, warteten unten im Keller ihre jüdischen Freunde darauf, dass sie – wie jede Nacht -  zu ihnen kam und sie mit Lebensmitteln, Nachrichten, Lesestoff und allem Notwendigen versorgte.
Obwohl – oder vielleicht gerade weil – ein regelmässiges Aus- und Eingehen deutscher Militärs in dem Haus herrschte, schöpfte niemand Verdacht. Auch dass mehr Lebensmittel verbraucht wurden, fiel bei den zahlreichen Gästen nicht auf. Die jüdische Familie wurde nicht entdeckt – und überlebte!
Was für ein Segen! Doch dies ist nur der erste Teil der Geschichte…

Die große Wende

1944 änderte sich alles. Die Niederlage des deutschen Reiches zeichnete sich ab und am 23. August beendete der rumänische König Michael durch einen Staatsstreich die Militärdiktatur von Ion Antonescu und auch das Militärbündnis mit dem deutschen Reich. Rumänien wechselte mitten im Krieg die Fronten, und kämpfte fortan an der Seite der Allierten; die sowjetische Armee marschierte ein. Mit dem Sturz Antonescus endeten auch die systematischen Judenverfolgungen.


Trotz des Frontenwechsels forderte Stalin im Herbst 1944 „Reparationsleistungen“ von Rumänien, für den Wiederaufbau der Sowjetunion – als Entschädigung für das frühere Bündnis mit Deutschland und zwar in From von 100.000 „freiwilligen“ Arbeitskräften. Besonders im Fokus standen dabei Angehörige der deutschen Minderheit in Siebenbürgen.
Ab Januar 1945 wurden entsprechend arbeitsfähige Rumäniendeutsche (Männer zwischen 16 und 45 Jahren sowie Frauen zwischen 18 und 30 Jahren) von russischem und rumänischem Militär „ausgehoben“ und in Viehwaggons zur Zwangsarbeit deportiert. Die Ortseingänge wurden dazu von Militär und Polizei abgeriegelt, der Telefon-, Telegraf- und Eisenbahnverkehr wurde unterbrochen, und gemischte rumänisch-sowjetische Patrouillen gingen mit vorbereiteten Listen zur Aushebung von Haus zu Haus. Meistens geschah dies in der Nacht. Innerhalb einer Stunde sollten sich die betroffenen Personen für den Abtransport fertigmachen – ohne zu wissen, wohin es ging und wie lange sie wegbleiben würden. Erlaubt war nur ein einziges Gepäckstück. Bei der Aushebung wurde keine Rücksicht auf die Zurückgebliebenen genommen, auch wenn das Kinder waren, die elternlos blieben.


Meine Großeltern waren beide Teil der deutschen Minderheit. Mein Großvater war zu dieser Zeit noch an der Front, meine Großmutter war 28 jährig mit ihren drei kleinen Kindern (6, 2 und knapp über 1 Jahre alt) in Kronstadt. Jede Nacht bedeutete Angst, jeder Tag war nur eine Gnadenfrist. Und dann stand eines Nachts die Patrouille vor ihrer Tür und auch sie musste ihren Koffer packen. Aber sie tat gleichzeitig auch noch etwas anderes: sie schickte ihr ungarisches Dienstmädchen zu jener befreundeten jüdischen Familie, die seit dem Frontenwechsel Rumäniens wieder in Freiheit lebte.


Innerhalb kürzester Zeit erschien ihr jüdischer Freund. Er sprach mit den rumänischen und russischen Militärs und berichtete davon, wie meine Großmutter seiner Familie das Leben gerettet und wie sie sie jahrelang versorgt hatte. Welche Worte er fand, um die Männer zu überzeugen, weiss nur er. Aber er erreichte, dass meine Großmutter auf der Liste abgehakt wurde – ohne tatsächlich deportiert zu werden. Zwar verloren sie und ihre Familie durch die Enteignungen, die von den rumänischen Kommunisten in den Folgejahren durchgeführt wurden, allen Besitz und war gezwungen in einer winzigen Hinterhofwohnung zu leben, aber sie selbst blieben unversehrt und ihre drei Kinder mussten nicht elternlos aufwachsen. Welch ein Segen! „Gesegnet wird, wer dich (Volk Israel) segnet“.


Die jüdische Familie wanderte kurz darauf nach Israel aus und der direkte Kontakt brach ab, da meine Großmutter hinter dem "Eisernen Vorhang" gefangen war. Aber es gab einen Segen, der noch jahrelang weiter wirkte. In den Mangeljahren, die in Rumänien folgten, war Fleisch nur noch für besondere Kreise, zum Beispiel Angehörige der kommunistischen Partei, zu haben. Eine andere Sondergruppe, die ebenfalls Zuteilungen an Fleisch erhielt, waren die Überlebenden der jüdischen Gemeinde in Kronstadt. Und diese versorgten meine Großmutter (solange sie in Rumänien lebte) regelmässig mit Rindfleisch. Dies bereitete sie zu und lud ihre Kinder und Enkel zu einem monatlichen Festmahl ein, dessen eigentliche Gastgeber ihre jüdischen Freunde waren. So bin ich aufgewachsen und so haben wir die Wahrheit des Verses „Wer Israel segnet, wird gesegnet!“ ganz praktisch erlebt.
Mir ist durchaus bewusst, dass es andere Geschichten gibt, wo der Segen nicht so unmittelbar zu sehen war. Doch ich bin überzeugt, dass Gott auch in diesen Fällen seinen Segen geschenkt hat – auch wenn er erst später erkennbar wurde…

Seither sind Jahrzehnte vergangen. Meine Großmutter hat Israel nie gesehen und die von ihr geretteten Freunde nicht mehr getroffen und doch hat auch sie einen winzig kleinen Puzzlestein zu dem Wunder beigetragen, dass sich in den letzten 100 Jahren in Israel vollzogen hat.

Habima Platz Tel Aviv

Wenn ich heute durch Israels Straßen gehe und  die lebensfrohen Gesichter der Israelis wahrnehme, die jubelnden Kinder, die energiegeladenen jungen Menschen und die ausdrucksstarken Züge der Älteren, dann wird mir ganz warm ums Herz.

Meine Großmutter hat den Beitrag geleistet, den sie leisten konnte – und damit auch mir ein Vermächtnis hinterlassen. Ich möchte die Segenslinie fortführen und, wie sie, für Israel ein Segen sein!


Auch heute ist die Situation in und von Israel brisant. Der Judenhass, der Antisemitismus sind nicht verschwunden. Er richtet sich heute nicht nur gegen die Menschen, sondern äußert sich auch gegen den Staat Israel: in regelmäßigen Verturteilungen Israels durch internationale Gremien genau so, wie durch die ebenfalls regelmäßigen Raketenangriffe auf Israels Territorium. Die entsetzlichen terroristischen Anschläge, die Monat um Monat Kinder, Familienväter und junge Frauen grausam aus dem Leben reißen, scheinen für viele inzwischen erschreckend selbstverständlich geworden zu sein.
Gerade jetzt,  in dieser Zeit, ist es so wichtig einen Gegenpol zu setzen. Israel feierte am 26.04.2023 sein 75-jähriges Jubiläum – und die Geschichte geht weiter. Jeder kann (s)einen Beitrag dazu leisten. Auch heute gilt: wer Israel segnet, wird gesegnet.
Dies haben die Männer und Frauen, deren Geschichten im „Friends of Zion“ Museum beschrieben werden, erfahren. Ihr Lebenszeugnis ist eine Inspiration, (genau so wie die Geschichte meiner Großmutter für mich), in ihre Fußstapfen zu treten und ihrem Beispiel zu folgen.

 

Der Ruf Gottes, das Volk Israel zu segnen bleibt – die Frage ist, ob wir bereit sind, „Hineni“ (Hier bin ich!) dazu zu sagen!

Das Vermächtnis

Zacharia 8, 5: „Es sollen hinfort wieder sitzen auf den Plätzen Jerusalems alte Männer und Frauen, jeder mit seinem Stock in der Hand vor hohem Alter und die Plätze der Stadt sollen voll sein von Knaben und Mädchen, die dort spielen“ hat sich erfüllt.

Ein zeitloser Auftrag

Erstveröffentlichung: 19. April 2023 (Yom HaShoah)

Deutsch:  Israel Heute    CSI    Neue Kronstädter Zeitung

Englisch:  Israel Today

Rumänisch: BIZ Brasov

Copyright ©  Brigitte B. Nussbächer; Abdruck nur nach vorheriger Genehmigung

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Wie wir das Wunder Israel erlebt haben

von Brigitte B. Nussbächer

Wir haben in Israel mit eigenen Augen wahrgenommen, wie Gott zu seinem Volk steht. Wir haben anhand von Fakten und Tatsachen gesehen, wie die Aussagen der Bibel Realität werden und wir haben überall im heutigen Israel Gottes in Erfüllung gehende Verheißungen erlebt.​

Vorausgegangen war eine eher mühsame Entscheidungsfindung. Israel einmal zu besuchen gehörte zur „Allgemeinbildung“ von Christen. Trotzdem hatte es mich nicht hingezogen und die Berichte derer, die von Reisen aus Israel zurück kehrten, hatten wenig dazu beigetragen, es zu ändern. Wenn sie von den sogenannten „Heiligen“ Stätten berichteten, fragte ich mich immer, was es mir denn bringen würde, diese Ruinen oder Gedenkkirchen anzusehen. Viel mehr interessierte mich, was Gott heute in der Gegenwart erlebbar machte.

Letztlich war es dann tatsächlich auch ein anderer Gedanke, der den Anstoß zu dem Besuch gab. 2018 feierten mehrere nach dem 2. Weltkrieg gegründete Staaten ihr 70. Jubiläum – darunter auch Israel. Nachdem wir Dokumentarfilme über Indien und Pakistan zu dem Thema gesehen hatten, fragte ich mich, wie wohl Israel diese 70 Jahre genutzt hatte. Im Vergleich zu den anderen Staaten musste es ungleich schwerer gewesen sein, aus dem Nichts etwas aufzubauen.  Noch 1867 hatte Marc Twain das Land als desolat, eine stille, traurige Weite ohne Mensch, Baum und Strauch bezeichnet. Was war daraus geworden?

Und so begaben wir uns auf eine geschichtliche Studienreise, was sich im Nachhinein als Volltreffer erwies. Nie hätten wir in einem Individualurlaub so viel erfahren und kennen gelernt.

Noch während wir vom Flughafen Ben Gurion nach Tel Aviv fahren, hören wir die Entstehungsgechichte dieser Stadt, von der Parzellverlosung an ein paar Dutzend Familien nördlich der jahrtausende alten Hafenstadt Jaffa im April 1909. Diese wollten auf den Sanddünen, die der niederländische Bankier Jacobus Kann gekauft hatte, die erste jüdische Stadt der Moderne bauen. Und dann fahren wir auch schon an den ersten Hochhäusern vorbei und nach Tel Aviv hinein, welches heute (rund 100 Jahre später) die modernste und weltoffenste Metropole des gesamten Nahen Ostens ist.


Im sehr originell und lebendig gestalteten Palmach Museum in Tel Aviv erfahren wir von dem beeindruckenden Kampf des jüdischen Volkes für seine Unabhängigkeit. Und von der Vorgeschichte: als die UN 1947 beschloss, das ehemalige britische Mandat in 2 Länder aufzuteilen: ein jüdisches und einen arabisches. Von dem Protest der Araber und von dem Druck, der auf die Juden ausgeübt wurde, diese Chance nicht zu nutzen. Von der Proklamation des jüdischen Staates durch David Ben Gurion am 14. Mai 1948 und von dem Angriff der 5 arabischen Länder Ägypten, Syrien, Jordanien, Irak & Libanon um Mitternacht am gleichen Tag.

Man muss sich die damalige Situation vergegenwärtigen. Ca. 650.000 Juden, viele von ihnen Holocaustüberlebende, die gerade erst das Grauen hinter sich gelassen hatten, versuchten Israel, welches als neugegründeter Staat keine Armee besaß, mit Gewehren, Maschinenpistolen und Granatwerfern gegen eine Mehrheit von 160 Millionen Arabern (ausgerüstet mit Panzern, Artillerie, Schützenpanzerwagen, Flugzeugen und Kriegsschiffen) zu verteidigen. Ein Verhältnis von 1 : 246!  Dabei wird einem die menschliche Ausweglosigkeit bewusst und dass das Überleben Israels ein Wunder ist.  Mit Tränen in den Augen verlasse ich das Museum. Jetzt verstehen wir, welch hohen Preis das jüdische Volk (nach der Auslöschung der 6 Millionen durch den Holocaust)  im Unabhängigkeitskrieg für seine Existenz bezahlt hat.

Umso mehr staunen wir über die Lebensfreude und Energie, die heute auf den Strassen Tel Avivs spürbar ist und die wir bei den Menschen, denen wir begegnen, erleben. Wir sehen die Fähigkeit dieses Volkes schnell aus dem Nichts etwas aufzubauen (sie haben weltweit die 2 höchste Anzahl von Start Ups), ihre Genialität Lösungen für scheinbar Unlösbares zu finden, wie zum Beispiel mit Wasserentsalzungsanlagen am Mittelmeer den Wassermangel zu beheben und durch computergesteuerte Tröpfchenbewässerung Plantagen in der Wüste anzubauen. Wir sind überrascht, dass Israel die zweithöchste Akademikerquote und die dritthöchste Patentquote der Welt hat und bewundern, dass 23% aller Nobelpreisträger aus diesem kleinen Volk, dass nur 0,2 % der Weltbevölkerung ausmacht, stammen.

Wir erleben ihre Kreativität sowie ihren Sinn für Kunst und Schönheit. Israel hat gemessen an der Anzahl der Einwohner die meisten Museen und Orchester per capita und liegt auf Platz 2, was die Anzahl der verlegten Bücher anbelangt. Wer hier ein Konzert besucht, wird einem sehr hohen künstlerischen Niveau und großer Begeisterung des Publikums begegnen.

Wir streifen durch Städte, Orte, Landschaften und sind beeindruckt: unglaublich was hier in nur 70 Jahren geschaffen wurde. Dort wo sich früher Sümpfe, Sanddünen und wüstes Land befanden, haben Pioniergeist, Innovation und Durchhaltevermögen überall blühendes Leben entstehen lassen. Israel ist das einzige Land, in dem die Wüste rückläufig ist, Millionen Bäume wurden gepflanzt und entlang der Autobahn blüht tropfenbewässerter Oleander. Aus dem armen Agrarstaat ist ein Land mit führender Technologie und einer starken Währung entstanden. Israel gehört heute zu den 10 einflussreichsten Ländern der Welt und liegt auch im Happiness Ranking vorne. (Siehe Grafik unten)

Je mehr Israelis wir persönlich kennen lernen, desto mehr schätzen wir ihre konstruktive Einstellung, ihre Dynamik und ihren Mut – trotz ihres bis heute andauernden Ringens um ihr Recht auf Existenz.

Wir hören von den Kämpfen im 6 Tage Krieg 1967, von der Befreiung der Altstadt Jerusalems und wie die Juden wieder Zugang zu ihrer heute heiligsten Stätte, der Westmauer, erlangten.

Und von dem „Tal der Tränen“, so benannt nach der anfänglich auswegslosen Situation im Jom Kippur Krieg 1973, als die syrische Armee mit über 1.000 Panzern im Norden Israels einbrach und von weniger als 200 Panzern auf israelischer Seite aufgehalten wurde.

Wir sehen den Wiederaufbau nach wiederholter Zerstörung, sei es nun die Hurva Synagoge in Jerusalem oder die Siedlungen in Gush Etzion.

 

Und wir nehmen wahr, dass selbst die häufigen Terroranschläge in dieser Gegend den Menschen weder die Lebensfreude noch den Lebensmut rauben können, auch wenn sie schmerzliche Verluste zu beklagen haben.

Wir erleben die „Wächter Israels“, die jungen Soldaten und Soldatinnen auf den Straßen, die für Sicherheit sorgen und lauschen den Zeugnissen von sogenannten „einsamen“ Soldaten, die freiwillig ihr Heimatland, Verwandte, Freunde und ein angenehmes Leben verlassen, um in der IDF (Israels Defence Forces) zu dienen. Tatsächlich spielt die IDF auch eine wichtige Rolle bei der Integration und der Schaffung eines gemeinsamen Nenners in der israelischen Gesellschaft.

Denn die Bevölkerungsvielfalt ist erstaunlich. Die Holocaust Überlebenden von überall aus Europa, die ca. 700.000 Juden, die nach Israels Gründung aus den umliegenden arabischen Ländern vertrieben wurden, die Einwanderung aus Afrika und die großen Aliyah-Wellen aus der ehemaligen Sowjetunion haben alle dazu beigetragen. Die Bevölkerungszahl Israels hat sich in den letzten 75 Jahren ver-14-facht (im Vergleich dazu hat sich die Weltbevölkerung in den letzten 50 Jahren „nur“verdoppelt).

Am liebsten hören wir jedoch die Geschichten von jenen, die freiwillig nach Israel kamen, weil sie es als ihre Aufgaben betrachten, dieses Land aufzubauen und sich mit großer Energie dafür einsetzen.

Was uns aber am allermeisten beeindruckt – und tatsächlich auch überrascht hat - ist die intensive, innige und lebendige Beziehung, die viele Juden zu Gott haben. Da uns in den säkularen, kirchlichen und freikirchlichen Kreisen, aus denen wir stammen, die Rolle und Bedeutung von Israel und dem Judentum nicht vermittelt worden war, weder als geistliche Wurzel noch für die Zukunft, waren wir implizit davon ausgegangen, dass so eine Beziehung zu Gott nur bei Christen möglich sei. Jetzt sahen wir mit eigenen Augen wie falsch diese Annahme war.

Heute weiss ich, dank dem erschütterndem Buch „Holocaust“ von Susanna Kokkonen, dass der christliche Glaube bewusst vom Judentum differenziert wurde, seit Kaiser Konstantin der Große die Anerkennung des Christentums als rechtmässige Religion einführte, sich aus politischen Gründen zum Oberhaupt der Kirche ernannte und das erste Konzil im Jahre 325 einberief. Er erklärte, dass die Juden für den Tod Jesu verantwortlich wären, also betrachtete man sie als „Gottesmöder“; verdammt und der Gnade Gottes und der Menschen unwürdig. Eine weitere Lehre dieser Zeit, die „Ersatztheologie“ besagt, dass Israel seine Rolle in Gottes Plänen verspielt hätte und die Christen nun das neue Israel seien. Die Kirchenväter vor und nach diesem ersten Konzil verleugneten den ewigen Bund zwischen Gott und den Juden systematisch, beziehungsweise glaubten, dass Gott diesen Bund aufgehoben hätte.

Der Einfluss dieser Lehren die seit über 1700 Jahren im Umlauf sind, ist erschreckend tiefgreifend. Im Grunde wurde hier schon die Legitimation für Judenhass und Judenverfolgung geschaffen, für Verleugnung und Ignoranz. Hier liegt der idelogische Ursprung von Inquisition, Progromen, Kreuzzügen und Holocaust.

Eine Konsequenz daraus war, das einerseits bei Übersetzungen versucht wurde, die Hinweise auf das Judentum auszulassen und andererseits bei vielen christlichen Themen der jüdische Ursprung nicht erwähnt wurde. Beispiele dafür sind christliche Feste, die alle ihr Äquivalent in den jüdischen biblischen Festen haben (z.B. Passah-Ostern, Schavuot-Pfingsten, Weihnachten-Chanukka) oder auch andere Bräuche: so zum Beispiel ist die jüdische Bar Mitzwa, bei der junge Erwachsene in die Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen werden, das Vorbild für Kommunion/Konfirmation/Jugendweihe - um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Das gleiche spiegelt sich auch in der Kunst. Wer z. B. durch die Uffizien von Florenz streift, (eines der berühmtesten Kunstmuseen der Welt mit Werken der Malerie und Bildhauerei von der Antike bis zum Spätbarock), stellt fest, dass es aus dem Alten Testament Bilder von Adam und Eva gibt. Das nächste große Thema ist die Ankündigung von Jesu Geburt. Alles was dazwischen liegt, ist ausgeblendet.

So sind sich viele bis heute des jüdischen Erbes nicht bewusst. Derek Prince, ein Bibellehrer unserer Zeit (und die, die mich schon lange kennen, wissen, dass ich jahrelang für Derek Prince Ministries gearbeitet habe), fasste es einmal so zusammen: Wir stehen tief in der Schuld des jüdischen Volkes.
Ohne dieses hätte die Gemeinde keine Patriarchen, keine Propheten, keine Apostel , keine Bibel und keinen Erlöser. Wenn uns all das fehlen würde, was gäbe es dann noch, was uns das Heil bringen könnte? Alle Nationen der Erde verdanken das Wertvollste an ihrem geistlichen Erbe den Juden.

Aber obwohl wir Derek Prince persönlich begegnet waren und viel von unserem Israel-Bild von seinen Worten geprägt war, mussten wir feststellen, dass auch wir Gefangene des Denkens der Kirchenväter waren. Auch wir hatten gedacht, dass die Juden verloren sein mussten, da man ja nur durch Jesus zum Vater kommen könne und übersahen dabei geflissentlich, dass Paulus in Römer 11 eindeutig sagt, dass Gott sein Volk nicht verstossen hat (Vers 1), dass er seine Gaben nicht zurück fordert und die Zusage seiner Erwählung nicht widerruft (Vers 29).

Und jetzt waren wir in Jerusalem und begegneten dem jüdischen Volk Israel erstmalig in seinem eigenen Land.

Was für uns ganz eindeutig wurde, war, dass die Gründung und das Überleben dieses Staates, seine schnellen Fortschritte und Errungenschaften, der Lebensmut und die Kraft, die man in so vielen Menschen in Israel beobachten kann, rational und menschlich nicht zu erklären sind, sondern auf eine besondere Energiequelle und Kraft zurück führen. Hier in Israel war Gott überall im Alltag erlebbar.

Seit über 2000 Jahren spricht die Bibel von einem lebendigen Gott, der Israel als sein Volk auserwählte und der verhieß, dies Volk nach seiner Zerstreuung wieder in das Land seiner Vorfahren zurück zu bringen und es besonders auszustatten. Dies jedoch auf einmal mit unseren eigenen Sinnen zu sehen, zu beobachten, veränderte uns.

Als wir am Ufer vom See Genezareth sassen, kam mir der Gedanke, dass Juden vorgeworfen wurde, Jesus nicht erkannt zu haben – obwohl doch das, was um ihn herum geschah, offensichtlich und eindeutig war … Und dass heute viele Christen das, was Gott in und mit Israel tut, nicht erkennen – obwohl es ebenso offensichtlich und eindeutig ist.

Wir begannen die Bibel mit anderen Augen zu lesen. Was wir bis dahin überlesen hatten, stach jetzt deutlich hervor.

Wenn man sich vergegenwärtig, dass Jesus in Matthäus 5,17 selber gesagt hat „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen“, dann kann man die Bedeutung von Israel und Jerusalem schwer überlesen.

Denn auf dem Berge Zion und zu Jerusalem wird Errettung sein – steht in Joel 3,5

Und Sacharjia weissagt in Kapitel 8, 22: Menschen aus großen und mächtigen Völkern werden nach Jerusalem kommen, um den HERRN, den Allmächtigen, zu suchen und den HERRN gnädig zu stimmen.

Jesaja prophezeit in Kapitel 60, 2-3: Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir (Zion) geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und die Völker werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht.

Wir haben in Israel mit eigenen Augen wahrgenommen, wie Gott zu seinem Volk steht. Wir haben anhand von Fakten und Tatsachen gesehen, wie die Aussagen der Bibel Realität werden und wir haben überall im heutigen Israel Gottes in Erfüllung gehende Verheißungen erlebt.

 

Die Bibel spricht in Sacharja 8,23 davon, dass „in jenen Tagen zehn Menschen aus Völkern mit lauter verschiedenen Sprachen einen Mann aus Juda am Rockzipfel festhalten werden und bitten: Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott bei euch ist“ - für uns sind diese Tage bereits angebrochen…die Beziehungen zu unseren jüdischen Freunden und die Verbindung zu Israel sind zu einer der wertvollsten Konstanten, einer Bereicherung und einer Quelle des Lernens in  unserem Leben geworden.

Davidstern grün
ELAL

„Bruchim haba'im le’Israel - Willkommen in Israel” klang die Stimme des Piloten aus den Lautsprechern und das Flugzeug rollte langsam zur finalen Position. Wir sahen neugierig aus dem Fenster. Was würden wir in diesem Land, über das so viel Widersprüchliches berichtet wird und dass es vor 100 Jahren noch nicht gab, vorfinden? Ich wusste damals nicht, vor welcher lebensverändernden Erfahrung ich stand!

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