top of page

Wie wir das Wunder Israel erlebt haben

von Brigitte B. Nussbächer

Wir haben in Israel mit eigenen Augen wahrgenommen, wie Gott zu seinem Volk steht. Wir haben anhand von Fakten und Tatsachen gesehen, wie die Aussagen der Bibel Realität werden und wir haben überall im heutigen Israel Gottes in Erfüllung gehende Verheißungen erlebt.​

Vorausgegangen war eine eher mühsame Entscheidungsfindung. Israel einmal zu besuchen gehörte zur „Allgemeinbildung“ von Christen. Trotzdem hatte es mich nicht hingezogen und die Berichte derer, die von Reisen aus Israel zurück kehrten, hatten wenig dazu beigetragen, es zu ändern. Wenn sie von den sogenannten „Heiligen“ Stätten berichteten, fragte ich mich immer, was es mir denn bringen würde, diese Ruinen oder Gedenkkirchen anzusehen. Viel mehr interessierte mich, was Gott heute in der Gegenwart erlebbar machte.

Letztlich war es dann tatsächlich auch ein anderer Gedanke, der den Anstoß zu dem Besuch gab. 2018 feierten mehrere nach dem 2. Weltkrieg gegründete Staaten ihr 70. Jubiläum – darunter auch Israel. Nachdem wir Dokumentarfilme über Indien und Pakistan zu dem Thema gesehen hatten, fragte ich mich, wie wohl Israel diese 70 Jahre genutzt hatte. Im Vergleich zu den anderen Staaten musste es ungleich schwerer gewesen sein, aus dem Nichts etwas aufzubauen.  Noch 1867 hatte Marc Twain das Land als desolat, eine stille, traurige Weite ohne Mensch, Baum und Strauch bezeichnet. Was war daraus geworden?

Und so begaben wir uns auf eine geschichtliche Studienreise, was sich im Nachhinein als Volltreffer erwies. Nie hätten wir in einem Individualurlaub so viel erfahren und kennen gelernt.

Noch während wir vom Flughafen Ben Gurion nach Tel Aviv fahren, hören wir die Entstehungsgechichte dieser Stadt, von der Parzellverlosung an ein paar Dutzend Familien nördlich der jahrtausende alten Hafenstadt Jaffa im April 1909. Diese wollten auf den Sanddünen, die der niederländische Bankier Jacobus Kann gekauft hatte, die erste jüdische Stadt der Moderne bauen. Und dann fahren wir auch schon an den ersten Hochhäusern vorbei und nach Tel Aviv hinein, welches heute (rund 100 Jahre später) die modernste und weltoffenste Metropole des gesamten Nahen Ostens ist.


Im sehr originell und lebendig gestalteten Palmach Museum in Tel Aviv erfahren wir von dem beeindruckenden Kampf des jüdischen Volkes für seine Unabhängigkeit. Und von der Vorgeschichte: als die UN 1947 beschloss, das ehemalige britische Mandat in 2 Länder aufzuteilen: ein jüdisches und einen arabisches. Von dem Protest der Araber und von dem Druck, der auf die Juden ausgeübt wurde, diese Chance nicht zu nutzen. Von der Proklamation des jüdischen Staates durch David Ben Gurion am 14. Mai 1948 und von dem Angriff der 5 arabischen Länder Ägypten, Syrien, Jordanien, Irak & Libanon um Mitternacht am gleichen Tag.

Man muss sich die damalige Situation vergegenwärtigen. Ca. 650.000 Juden, viele von ihnen Holocaustüberlebende, die gerade erst das Grauen hinter sich gelassen hatten, versuchten Israel, welches als neugegründeter Staat keine Armee besaß, mit Gewehren, Maschinenpistolen und Granatwerfern gegen eine Mehrheit von 160 Millionen Arabern (ausgerüstet mit Panzern, Artillerie, Schützenpanzerwagen, Flugzeugen und Kriegsschiffen) zu verteidigen. Ein Verhältnis von 1 : 246!  Dabei wird einem die menschliche Ausweglosigkeit bewusst und dass das Überleben Israels ein Wunder ist.  Mit Tränen in den Augen verlasse ich das Museum. Jetzt verstehen wir, welch hohen Preis das jüdische Volk (nach der Auslöschung der 6 Millionen durch den Holocaust)  im Unabhängigkeitskrieg für seine Existenz bezahlt hat.

Umso mehr staunen wir über die Lebensfreude und Energie, die heute auf den Strassen Tel Avivs spürbar ist und die wir bei den Menschen, denen wir begegnen, erleben. Wir sehen die Fähigkeit dieses Volkes schnell aus dem Nichts etwas aufzubauen (sie haben weltweit die 2 höchste Anzahl von Start Ups), ihre Genialität Lösungen für scheinbar Unlösbares zu finden, wie zum Beispiel mit Wasserentsalzungsanlagen am Mittelmeer den Wassermangel zu beheben und durch computergesteuerte Tröpfchenbewässerung Plantagen in der Wüste anzubauen. Wir sind überrascht, dass Israel die zweithöchste Akademikerquote und die dritthöchste Patentquote der Welt hat und bewundern, dass 23% aller Nobelpreisträger aus diesem kleinen Volk, dass nur 0,2 % der Weltbevölkerung ausmacht, stammen.

Wir erleben ihre Kreativität sowie ihren Sinn für Kunst und Schönheit. Israel hat gemessen an der Anzahl der Einwohner die meisten Museen und Orchester per capita und liegt auf Platz 2, was die Anzahl der verlegten Bücher anbelangt. Wer hier ein Konzert besucht, wird einem sehr hohen künstlerischen Niveau und großer Begeisterung des Publikums begegnen.

Wir streifen durch Städte, Orte, Landschaften und sind beeindruckt: unglaublich was hier in nur 70 Jahren geschaffen wurde. Dort wo sich früher Sümpfe, Sanddünen und wüstes Land befanden, haben Pioniergeist, Innovation und Durchhaltevermögen überall blühendes Leben entstehen lassen. Israel ist das einzige Land, in dem die Wüste rückläufig ist, Millionen Bäume wurden gepflanzt und entlang der Autobahn blüht tropfenbewässerter Oleander. Aus dem armen Agrarstaat ist ein Land mit führender Technologie und einer starken Währung entstanden. Israel gehört heute zu den 10 einflussreichsten Ländern der Welt und liegt auch im Happiness Ranking vorne. (Siehe Grafik unten)

Je mehr Israelis wir persönlich kennen lernen, desto mehr schätzen wir ihre konstruktive Einstellung, ihre Dynamik und ihren Mut – trotz ihres bis heute andauernden Ringens um ihr Recht auf Existenz.

Wir hören von den Kämpfen im 6 Tage Krieg 1967, von der Befreiung der Altstadt Jerusalems und wie die Juden wieder Zugang zu ihrer heute heiligsten Stätte, der Westmauer, erlangten.

Und von dem „Tal der Tränen“, so benannt nach der anfänglich auswegslosen Situation im Jom Kippur Krieg 1973, als die syrische Armee mit über 1.000 Panzern im Norden Israels einbrach und von weniger als 200 Panzern auf israelischer Seite aufgehalten wurde.

Wir sehen den Wiederaufbau nach wiederholter Zerstörung, sei es nun die Hurva Synagoge in Jerusalem oder die Siedlungen in Gush Etzion.

 

Und wir nehmen wahr, dass selbst die häufigen Terroranschläge in dieser Gegend den Menschen weder die Lebensfreude noch den Lebensmut rauben können, auch wenn sie schmerzliche Verluste zu beklagen haben.

Wir erleben die „Wächter Israels“, die jungen Soldaten und Soldatinnen auf den Straßen, die für Sicherheit sorgen und lauschen den Zeugnissen von sogenannten „einsamen“ Soldaten, die freiwillig ihr Heimatland, Verwandte, Freunde und ein angenehmes Leben verlassen, um in der IDF (Israels Defence Forces) zu dienen. Tatsächlich spielt die IDF auch eine wichtige Rolle bei der Integration und der Schaffung eines gemeinsamen Nenners in der israelischen Gesellschaft.

Denn die Bevölkerungsvielfalt ist erstaunlich. Die Holocaust Überlebenden von überall aus Europa, die ca. 700.000 Juden, die nach Israels Gründung aus den umliegenden arabischen Ländern vertrieben wurden, die Einwanderung aus Afrika und die großen Aliyah-Wellen aus der ehemaligen Sowjetunion haben alle dazu beigetragen. Die Bevölkerungszahl Israels hat sich in den letzten 75 Jahren ver-14-facht (im Vergleich dazu hat sich die Weltbevölkerung in den letzten 50 Jahren „nur“verdoppelt).

Am liebsten hören wir jedoch die Geschichten von jenen, die freiwillig nach Israel kamen, weil sie es als ihre Aufgaben betrachten, dieses Land aufzubauen und sich mit großer Energie dafür einsetzen.

Was uns aber am allermeisten beeindruckt – und tatsächlich auch überrascht hat - ist die intensive, innige und lebendige Beziehung, die viele Juden zu Gott haben. Da uns in den säkularen, kirchlichen und freikirchlichen Kreisen, aus denen wir stammen, die Rolle und Bedeutung von Israel und dem Judentum nicht vermittelt worden war, weder als geistliche Wurzel noch für die Zukunft, waren wir implizit davon ausgegangen, dass so eine Beziehung zu Gott nur bei Christen möglich sei. Jetzt sahen wir mit eigenen Augen wie falsch diese Annahme war.

Heute weiss ich, dank dem erschütterndem Buch „Holocaust“ von Susanna Kokkonen, dass der christliche Glaube bewusst vom Judentum differenziert wurde, seit Kaiser Konstantin der Große die Anerkennung des Christentums als rechtmässige Religion einführte, sich aus politischen Gründen zum Oberhaupt der Kirche ernannte und das erste Konzil im Jahre 325 einberief. Er erklärte, dass die Juden für den Tod Jesu verantwortlich wären, also betrachtete man sie als „Gottesmöder“; verdammt und der Gnade Gottes und der Menschen unwürdig. Eine weitere Lehre dieser Zeit, die „Ersatztheologie“ besagt, dass Israel seine Rolle in Gottes Plänen verspielt hätte und die Christen nun das neue Israel seien. Die Kirchenväter vor und nach diesem ersten Konzil verleugneten den ewigen Bund zwischen Gott und den Juden systematisch, beziehungsweise glaubten, dass Gott diesen Bund aufgehoben hätte.

Der Einfluss dieser Lehren die seit über 1700 Jahren im Umlauf sind, ist erschreckend tiefgreifend. Im Grunde wurde hier schon die Legitimation für Judenhass und Judenverfolgung geschaffen, für Verleugnung und Ignoranz. Hier liegt der idelogische Ursprung von Inquisition, Progromen, Kreuzzügen und Holocaust.

Eine Konsequenz daraus war, das einerseits bei Übersetzungen versucht wurde, die Hinweise auf das Judentum auszulassen und andererseits bei vielen christlichen Themen der jüdische Ursprung nicht erwähnt wurde. Beispiele dafür sind christliche Feste, die alle ihr Äquivalent in den jüdischen biblischen Festen haben (z.B. Passah-Ostern, Schavuot-Pfingsten, Weihnachten-Chanukka) oder auch andere Bräuche: so zum Beispiel ist die jüdische Bar Mitzwa, bei der junge Erwachsene in die Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen werden, das Vorbild für Kommunion/Konfirmation/Jugendweihe - um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Das gleiche spiegelt sich auch in der Kunst. Wer z. B. durch die Uffizien von Florenz streift, (eines der berühmtesten Kunstmuseen der Welt mit Werken der Malerie und Bildhauerei von der Antike bis zum Spätbarock), stellt fest, dass es aus dem Alten Testament Bilder von Adam und Eva gibt. Das nächste große Thema ist die Ankündigung von Jesu Geburt. Alles was dazwischen liegt, ist ausgeblendet.

So sind sich viele bis heute des jüdischen Erbes nicht bewusst. Derek Prince, ein Bibellehrer unserer Zeit (und die, die mich schon lange kennen, wissen, dass ich jahrelang für Derek Prince Ministries gearbeitet habe), fasste es einmal so zusammen: Wir stehen tief in der Schuld des jüdischen Volkes.
Ohne dieses hätte die Gemeinde keine Patriarchen, keine Propheten, keine Apostel , keine Bibel und keinen Erlöser. Wenn uns all das fehlen würde, was gäbe es dann noch, was uns das Heil bringen könnte? Alle Nationen der Erde verdanken das Wertvollste an ihrem geistlichen Erbe den Juden.

Aber obwohl wir Derek Prince persönlich begegnet waren und viel von unserem Israel-Bild von seinen Worten geprägt war, mussten wir feststellen, dass auch wir Gefangene des Denkens der Kirchenväter waren. Auch wir hatten gedacht, dass die Juden verloren sein mussten, da man ja nur durch Jesus zum Vater kommen könne und übersahen dabei geflissentlich, dass Paulus in Römer 11 eindeutig sagt, dass Gott sein Volk nicht verstossen hat (Vers 1), dass er seine Gaben nicht zurück fordert und die Zusage seiner Erwählung nicht widerruft (Vers 29).

Und jetzt waren wir in Jerusalem und begegneten dem jüdischen Volk Israel erstmalig in seinem eigenen Land.

Was für uns ganz eindeutig wurde, war, dass die Gründung und das Überleben dieses Staates, seine schnellen Fortschritte und Errungenschaften, der Lebensmut und die Kraft, die man in so vielen Menschen in Israel beobachten kann, rational und menschlich nicht zu erklären sind, sondern auf eine besondere Energiequelle und Kraft zurück führen. Hier in Israel war Gott überall im Alltag erlebbar.

Seit über 2000 Jahren spricht die Bibel von einem lebendigen Gott, der Israel als sein Volk auserwählte und der verhieß, dies Volk nach seiner Zerstreuung wieder in das Land seiner Vorfahren zurück zu bringen und es besonders auszustatten. Dies jedoch auf einmal mit unseren eigenen Sinnen zu sehen, zu beobachten, veränderte uns.

Als wir am Ufer vom See Genezareth sassen, kam mir der Gedanke, dass Juden vorgeworfen wurde, Jesus nicht erkannt zu haben – obwohl doch das, was um ihn herum geschah, offensichtlich und eindeutig war … Und dass heute viele Christen das, was Gott in und mit Israel tut, nicht erkennen – obwohl es ebenso offensichtlich und eindeutig ist.

Wir begannen die Bibel mit anderen Augen zu lesen. Was wir bis dahin überlesen hatten, stach jetzt deutlich hervor.

Wenn man sich vergegenwärtig, dass Jesus in Matthäus 5,17 selber gesagt hat „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen“, dann kann man die Bedeutung von Israel und Jerusalem schwer überlesen.

Denn auf dem Berge Zion und zu Jerusalem wird Errettung sein – steht in Joel 3,5

Und Sacharjia weissagt in Kapitel 8, 22: Menschen aus großen und mächtigen Völkern werden nach Jerusalem kommen, um den HERRN, den Allmächtigen, zu suchen und den HERRN gnädig zu stimmen.

Jesaja prophezeit in Kapitel 60, 2-3: Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir (Zion) geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und die Völker werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht.

Wir haben in Israel mit eigenen Augen wahrgenommen, wie Gott zu seinem Volk steht. Wir haben anhand von Fakten und Tatsachen gesehen, wie die Aussagen der Bibel Realität werden und wir haben überall im heutigen Israel Gottes in Erfüllung gehende Verheißungen erlebt.

 

Die Bibel spricht in Sacharja 8,23 davon, dass „in jenen Tagen zehn Menschen aus Völkern mit lauter verschiedenen Sprachen einen Mann aus Juda am Rockzipfel festhalten werden und bitten: Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott bei euch ist“ - für uns sind diese Tage bereits angebrochen…die Beziehungen zu unseren jüdischen Freunden und die Verbindung zu Israel sind zu einer der wertvollsten Konstanten, einer Bereicherung und einer Quelle des Lernens in  unserem Leben geworden.

Davidstern grün
Flughafen Ben Gurion

„Bruchim haba'im le’Israel - Willkommen in Israel” klang die Stimme des Piloten aus den Lautsprechern und das Flugzeug rollte langsam zur finalen Position. Wir sahen neugierig aus dem Fenster. Was würden wir in diesem Land, über das so viel Widersprüchliches berichtet wird und dass es vor 100 Jahren noch nicht gab, vorfinden? Ich wusste damals nicht, vor welcher lebensverändernden Erfahrung ich stand!

Für die Lebenden - Teil 1

Auschwitz & Antisemitismus 2025

81 Jahre sind seit den Verbrechen der Nationalsozialisten vergangen. „Nie wieder“ hat die Welt geschworen. Doch 2025 ist viel von der inneren Betroffenheit verblasst und stattdessen hat der Hass gegen Juden einen neuen Höhepunkt erreicht. Warum lernen wir nicht aus der Geschichte? 

Auschwitz

Auschwitz

Endstation der Menschlichkeit: Auschwitz. Foto Shutterstock

Als die Rote Armee am 27. Januar 1945 Auschwitz erreichte, fanden die Soldaten ein Bild des Schreckens und der Verwahrlosung vor. Baracken voller Leichen, Berge von Asche, sowie Beweise des Massenmords: Gaskammern (teilweise zerstört), Krematorien, und riesige Lagerhallen mit geraubtem Eigentum – Kleidung, Schuhe, Brillen, Koffer, abgeschnittenes Frauenhaar …  

Rund 7.500 Gefangene befanden sich noch im Lager, in einem Zustand extremer Unterernährung; viele davon schwerkrank, von Typhus, Durchfall oder Tuberkulose gezeichnet, völlig entkräftet oder sterbend. Sie waren zurückgelassen worden, weil sie nicht mehr marschfähig waren. Alle anderen, etwa 58.000 Häftlinge, hatten die SS-Wachmannschaften zwischen dem 17. und 23. Januar in sogenannten „Todesmärschen“ Richtung Westen getrieben. Tausende kamen unterwegs durch Erschöpfung, Kälte oder Erschießungen um.

Aber auch von denen, die den Befreiungstag noch erlebten, starben trotz medizinischer Hilfe viele in den Tagen und Wochen danach. Ihre Körper waren nicht mehr imstande Nährstoffe zu verarbeiten, die inneren Organe waren extrem geschwächt, lebensrettende Medikamente waren in den sowjetischen Befreiungsgebieten kaum vorhanden. Und manche gaben sich selbst einfach auf, weil die seelischen Wunden nach all den Qualen und Verlusten zu groß waren.

Ausschwitz war nicht das erste Konzentrationslager, das befreit wurde. Seit im Juli 1944 Madjanek von der Roten Armee erreicht wurde, begann das Bild der grauenhaften Verbrechen immer schärfer zu werden. Aber es war der größte Lagerkomplex der NS Zeit, der Zwangsarbeit und Massenmord in nie dagewesener Dimension kombinierte. In dem Vernichtungslager „Ausschwitz Birkenau“ wurden mehr Menschen systematisch und industriell organisiert ermordet als in allen andern Vernichtungslagern. Es waren über 1,1 Millionen, die aus fast allen von den Nazis besetzten Ländern dahin deportiert wurden. Außerdem leisteten noch rund Hunderttausend in den Arbeitslagern „Ausschwitz III Monowitz“ und dem Stammlager Zwangsarbeit unter den härtesten Bedingungen. 

Viele der Überlebenden der Arbeitslager berichteten nach dem Krieg über ihre Erlebnisse, wodurch Ausschwitz im kollektiven Gedächtnis präsent blieb. Eine davon ist die Künstlerin Ella Liebermann-Shiber, deren Zeichnungen die schreckliche Vergangenheit andeuten: Die Todesschreie aus Gaskammern, aus selbstgeschaufelten Gräbern, die Tränen der kleinen Kinder und die Schreie der Mütter, denen die Kinder aus den Armen gerissen wurden. Sie war 17, als sie befreit wurde. 

60 Jahre nach den Verbrechen waren die Überlebenden Berichte endlich langsam in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit gedrungen und wurden diskutiert. Und so wurde die Befreiung von Ausschwitz aufgrund der Größe, der Symbolkraft, der internationalen Relevanz als zentrales Erinnerungsdatum und Gedenktag für den Holocaust 2005 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen festgelegt. 

Innere Betroffenheit

Junge

Kognitive Erkenntnis oder innere Betroffenheit? Foto Shutterstock

Ich kann nur von mir berichten. Jahrzehntelang hatte ich unzählige diesbezügliche Informationen gesammelt – doch es war bei der kognitiven Erfassung geblieben. Mit kalter Logik bewertete ich alles, was mich erreichte. Das meiste wurde, ohne weiter darüber nachzudenken mit „schon bekannt“ von mir abgetan. 


2018 besuchten wir Yad Vashem in Jerusalem. Hier, in der Halle der Namen bekam ich eine erste Ahnung. Hier umgaben mich Unmengen von Gesichtern ausgelöschter Existenzen. Ebenso in der unterirdischen Kindergedenkstätte, in deren Inneren Spiegel und Kerzen so angeordnet sind, dass sie ein Gefühl unendlicher Lichter erzeugen, während in der Dunkelheit eine monotone Stimme Namen, Alter und Herkunftsland der 1,5 Millionen ermordeten Kinder verliest. Aber es war tatsächlich erst die Auseinandersetzung mit einem individuellen Schicksal, dass bei mir endgültig die Panzerglaswand, die meine Seele umgab, zerschlug – und zwar der Roman von Ellie Midwood „Die Violonistin von Ausschwitz“ nach der wahren Geschichte von Alma Rose.  Die Musikerin versuchte, Menschen in Ausschwitz durch Musik Kraft zu geben und sie vor den Gaskammern zu retten, bis sie selbst keine Kraft mehr zum Leben hatte. Ein schweres, schonungsloses Buch, dass einem das beispiellose Grauen des Alltags in Ausschwitz in hunderten Facetten erschreckend nahebringt. Es war nicht leicht zu lesen, erschütternd und ging mir lange nach, aber es war wichtig, um verstehen und mitfühlen zu lernen. Weitere Biographien von Überlebenden gaben dem inneren Bild immer mehr Tiefe.


Um eine Ahnung davon zu bekommen, womit sich Holocaustüberlebende, auch nachdem sie befreit wurden, auseinandersetzen mussten, bitte ich Sie jetzt an einen Menschen zu denken, der Ihnen sehr nahesteht. Erinnern Sie sich an ein paar der wundervollen Momente, die sie mit ihm zusammen erlebt haben. Denken sie an all die Fähigkeiten, das Potential dieses Menschen. Fühlen Sie noch einmal ganz bewusst, wie lieb und wertvoll er für sie ist. Steht diese Person jetzt vor ihrem inneren Auge? Sehen sie sie klar und deutlich? Das Leuchten in den Augen, das Lächeln auf dem Gesicht? Umarmen Sie sie in Gedanken!

Jetzt reißt der Film. Auf einmal ist alles Schwarz. Der geliebte Mensch ist fort – für immer; ermordet nur weil er war, wer er war. Sie werden ihn nie wieder lächeln sehen. Er wird Ihnen nie wieder gegenübersitzen, Sie werden ihn nie wieder umarmen. Er wird Ihnen in jedem Detail Ihres Alltags fehlen. Sie werden 1000-mal am Tag an ihn denken, aber nur schmerzhafte Leere umgibt Sie. Und jetzt stellen Sie sich vor, es wäre nicht nur eine Person. Als würden auf diese Weise alle um Sie herum, die sie lieben und die ihr Leben bereichern, verschwinden, ausgelöscht durch eine mörderische, vernichtende Hand. Am Ende ist um Sie herum nur noch Finsternis. Kein Leben mehr.

Können Sie das noch fühlen? Oder ist Ihr Herz zu Eis erstarrt? Ahnen Sie etwas von der schneidenden Einsamkeit der Holocaustüberlebenden? Und das ist nur ein Aspekt. Hinzu kommen die furchtbaren Erinnerungen an die Gräuel, die sie täglich mit ansehen und miterleben mussten, die immer wieder im Gedächtnis aufflackern.

Denken wir an die 6 Millionen Ermordeten, an die anderen Millionen, die diese 6 Millionen vermissen und an die Überlebenden nicht wie an Fremde. Denken wir mit Liebe und Betroffenheit an sie, wie Sie gerade eben an die von Ihnen geliebte Person gedacht haben. Erst wenn wir den Verlust und den Schmerz an uns heranlassen, den ihre Ermordung verursacht hat, erhält Gedenken Tiefe. Und während wir das fühlen, erinnern wir uns, dass es Deutschland, unser Land war, dass diesen grauenvollen Feldzug anführte.

Aber schauen wir auch in die jüngere Vergangenheit und gedenken aller Terroropfer und Soldaten, die seit der Staatsgründung Israels ermordet wurden bzw. gefallen sind, weil Israels Existenzrecht nach wie vor bitter umkämpft ist. Stand 13.10.25    25.080 + 4.503 = ≈ 29.583

Blumen für die Lebenden

In Israel gibt es am Holocaust-Gedenktag, am Jom HaSchoa, der übrigens hier schon seit 1951 im hebräischen Monat Nisan (ungefähr April) begangen wird, immer zwei Schweigeminuten. Die Sirenen heulen und danach steht das ganze Land still. Die PKWs auf der Autobahn bleiben stehen, jeder unterbricht, was er gerade tut. So ehren die Israelis ihre Toten und beten für die Familien der Opfer. In Yad Vashem werden 6 Fackeln für die 6 Millionen entzündet. Alle Fahnen wehen auf halbmast.

Eine Woche später wird der Jom Hazikaron begangen, der Tag, an dem der gefallenen israelischen Soldaten und der Opfer des Terrorismus gedacht wird. Wieder heulen die Sirenen, wieder werden die Fahnen auf Halbmast gesetzt. Man gedenkt derer, die ihr Leben geopfert haben, damit Israel in Freiheit leben kann. Aber wissen Sie, was in Israel direkt nach diesen beiden Trauer- und Gedenktagen kommt? Der Jom HaAtzmaut, der Tag der Unabhängigkeit. Und an dem Abend, der in Israel den Tageswechsel markiert, geht die Trauer über in die Freude an der Souveränität und am Leben, dem Überleben des jüdischen Volkes.

Davon möchten wir lernen und auch nicht nur bei dem Gedenken und der Trauer stehen bleiben. Wir möchten nicht nur Kränze auf Gräbern niederlegen, sondern wir möchten das Versprechen „Nie wieder“ konkret einlösen an den Lebenden, den Überlebenden. Indem wir ihnen im übertragenen Sinne Blumen schenken, als Zeichen des Lebens und unserer Solidarität. Indem wir zu ihnen stehen. Dies soll unser Motto im Januar 2026 sein.

Die Spirale der Geschichte

Spirale der Zeit

Warum lernen wir nicht aus der Geschichte? Foto Shutterstock

Im Mittelalter wurde den Juden vorgeworfen, dass sie Brunnen vergiften würden und Kleinkinder opfern würden. Die Konsequenz war, dass Juden verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. Die Pogrome des Mittelalters waren mehr als brutal. Heute weiß man, dass nichts von den Vorwürfen wahr war. Doch was nutzt es denen, die damals zu leiden hatten?

In der Zeit der Nationalsozialisten wurde den Juden vorgeworfen, geheime Pläne zu hegen, die Weltherrschaft übernehmen zu wollen – auf Kosten der Nationalstaaten. Der Stürmer und andere Publikationen berichteten jede Woche darüber. 6 Millionen Juden wurden von den Nazis mit mindestens passiver Beihilfe anderer Staaten für dies unterstellte Verbrechen hingerichtet: erschossen in Massengräbern, vergast und verbrannt. 15 Jahre später war klar, dass es für den Vorwurf keine Grundlage gab. Doch welchen Wert hatte diese Erkenntnis für die 6 Millionen, die nicht mehr lebten?

Seit dem 29. Dezember 2023 wird Israel vorgeworfen einen Genozid in Gaza zu verüben. Zunächst von Südafrika, danach von immer mehr Staaten. Fast die ganze Welt verurteilt Israel wegen sogenannter humanitärer Verbrechen. Die Tagesschau und andere Medien berichten jede Woche darüber. „Erstaunlicherweise“ ist die Bevölkerung in Gaza trotz allem nicht zu leugnenden Leid nicht geschrumpft, was die normale Folge eines Genozides wäre. In 20 Jahren, wenn unabhängige Untersuchungen stattfinden konnten, wird es klar sein, dass auch dieser Vorwurf haltlos war. Doch was bringt diese Erkenntnis dann?

Werden wir wieder jahrzehntelang unserer Reue in vielen Worten (und weniger Taten) Ausdruck geben? Werden wir erneut „Nie wieder“ schwören – nur um bei der nächsten Gelegenheit abermals zu verurteilen?

Antisemitismus ist per Definition die Haltung, die Juden negative Eigenschaften und Taten unterstellt, um ihre Abwertung, Ausgrenzung, Diskriminierung und Verurteilung zu rechtfertigen. Er beginnt nicht mit Taten. Er beginnt mit Gedanken, mit der Bereitschaft negative Berichterstattung ungeprüft zu glauben. Und er führt, falls niemand sich ihm in den Weg stellt, zu grauenhaften Verbrechen.

Antisemitismus 2025

Seit dem 7. Oktober 2023 hat sich Antisemitismus rasant ausgebreitet. Die traurige Wahrheit ist allerdings, dass er nie verschwunden war. Auch in Deutschland nicht. Es gibt zu dem Thema eine 2018 erschienene Analyse des bekannten Publizisten Arye Sharuz Shalicar mit dem Namen „Der neudeutsche Antisemit“. Der Autor ist als iranischer Jude in Berlin aufgewachsen. Er identifiziert Ansätze von Antisemitismus quer durch alle Gesellschaftsklassen und politischen Parteien. Ein Buch, das sehr nachdenklich stimmt. Erschreckend und ernüchternd.

Weltweit gibt es seit 2005 eine transnationale politische Kampagne „Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“, abgekürzt BDS, die den Staat Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch isolieren will. Unterstützer gibt es in Europa, Kanada und den USA. Führende BDS-Vertreter bestreiten offen das Existenzrecht Israels und das Ziel dieser Organisation ist das Ende des israelischen Staates.

Kulturboykotte drängen Personen und Ensembles aus Drittländern zu Absagen ihrer Auftritte in Israel oder schließen Israel aus. Ich erinnere an die heißen Diskussionen, dass Israel beim ESC nicht zugelassen werden soll, beginnend 2024 bis heute; oder die Ausladung der Münchner Philharmoniker beim Flanders-Festival 2025, nur weil ihr Dirigent Lahav Shavi in Israel geboren wurde. Auch das Konzert von Robin Williams in Istanbul im letzten Herbst wurde gestrichen – weil seine Frau Jüdin ist. 

Europäische Universitäten sagten Veranstaltung mit israelischen Referenten ab, setzten Kooperationsverträge oder Rahmenvereinbarungen mit bestimmten israelischen Universitäten aus oder suspendierten sie. Das Fahrradrennen Vuelta a Espana 2025 wurde wegen antiisraelischer Proteste unterbrochen. Israel wurde von der internationalen Touristikmesse in Rimini, Italien oder der Internationalen Messe für Verteidigung und Sicherheit in Madrid, Spanien ausgeschlossen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Investitionsabzüge, zum Beispiel durch den Verkauf von Aktienanteilen, richten sich gegen Unternehmen, Organisationen und Projekte, die auf irgendeine Art in Israel investieren und natürlich gegen Israel selber. Im Sommer 2025 verkaufte zum Beispiel der norwegische Staatsfonds seine Anteile an israelischen Firmen und beendete externe Asset-Management-Verträge in Israel. In Großbritannien und bei Gewerkschaften/Universitätsgremien wurden mehrere Beschlüsse gefasst öffentliche Gelder nicht mehr in bestimmte Firmen bzw. in israelische Staatsanleihen zu investieren. 

UN-Resolution

UN-Abstimmung in der Generalversammlung. Foto Shutterstock

Demonstrationen, in denen ein palästinensischer Staat „from the river to the sea“ sprich vom Jordan bis zum Mittelmeer, gefordert wird, also nicht neben, sondern statt Israel, finden ungestraft in europäischen Hauptstätten und an amerikanischen Universitäten statt. Dabei kamen 2025 Hunderttausende zusammen:  225.000 in Sydney im August, 100.000 im September in Berlin, und im Oktober 250.000 in Amsterdam, 300.000 in Rom.    

Die Anzahl der antisemitischen Vorfälle steigt seit dem 7. Oktober kometenhaft (in Deutschland etwa 80 % im Vergleich zu 2023 ). Allein in Berlin wurden innerhalb von 6 Monaten über 1500 judenfeindliche Handlungen verzeichnet. Die ersten Läden und Lokale hängen im Herbst 2025 wieder Schilder mit „Juden verboten“ auf. Weltweit sind diese Vorfälle die von Gewalt, Sachbeschädigung, Besetzungen bis hin zu Morden reichen auf dem höchsten Stand seit dem 2. Weltkrieg.

Und das ist nicht zuletzt den Main-Stream Medien zu verdanken. Denn viele übernehmen Zahlen und Narrative direkt von der Hamas und der Hisbollah, als ob Terrororganisationen vertrauenswürdige Informationsquellen wären. Der übliche Satz nach solchen Darstellungen, dass diese Daten nicht überprüft werden können, ist eine perfide Methode, sich als objektiver Berichterstatter zu positionieren. Das Gift dieser einseitigen, unvollständigen und teilweise schlichtweg nichtzutreffenden Inhalte, die täglich Millionen erreichen, breitet sich in den Gedankenwelten aus. Israel wird als Aggressor diffamiert, Vorgeschichte und Kontext von Aktionen werden weggelassen. Wer sich in dieser Zeit nicht proaktiv und eigenverantwortlich aus unterschiedlichen Quellen informiert, wird daher fast zwangsläufig zum Israelkritiker.


Waffenembargos gegen Israel wurden von der Türkei, Saudi-Arabien, Brasilien, Algerien, China, Iran, Russland gefordert und von Slowenien und Spanien verhängt. Frankreich rief zu einem europäischen Waffenembargo auf und auch die deutschen Regierungen der letzten Jahre haben zwar viel versprochen aber deutlich weniger geliefert. Und das, während Israel sich in einem Vielfrontenkrieg gegen die Hamas im Gazastreifen, gegen die Hisbollah im Libanon, gegen die Huthis im Jemen und gegen den Iran verteidigt hat, um nur die zu nennen, die in den letzten beiden Jahren regelmäßige und heftige Angriffe auf Israel durchgeführt haben. Hinzukamen paramilitärische vom Iran finanzierte Milizen im Irak& Syrien und die Terrorangriffe in Judäa und Samaria.


Im Januar letzten Jahres habe ich einen Artikel veröffentlicht „500 TAGE! Die Entwicklung der Haltung der Weltöffentlichkeit seit dem 7. Oktober 2023“, der chronologisch die Ereignisse verfolgt und die immer größere Distanzierung der Welt zu Israel aufzeigt.

Internationaler Gerichtshof

Der Internationale Gerichtshof in Den Haag. Foto Shutterstock

Im November 2024 wurden Haftbefehle gegen Israels Premierminister Netanjahu und den ehemaligen Verteidigungsminister Gallant erlassen, wie der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH), Karim Khan, beantragt hatte. Damit wird ein demokratisch gewählten Premierminister, der sein Land über ein Jahrzehnt zu nie dagewesener Blüte führte, mit einem weltweit gesuchten Terroristen und Verbrecher gleichgestellt, für den Millionen an Kopfgeld geboten werden.

Am 28. Mai 2024 anerkannten Norwegen, Spanien und Irland einen palästinensischen Staat ohne Israels Zustimmung. Im September 2025 folgten Großbritannien, Frankreich, Kanada, Australien, Portugal, Malta, Monaco, Belgien, Luxemburg, San Marino und Andorra.

Israel, dass im Oktober 2025 immer noch um die Befreiung von 48 Geiseln kämpft, die über 700 Tage in der Gewalt der Hamas leiden, ist weltweit ähnlich isoliert wie das jüdische Volk während des Holocausts. 

Es gibt 2026, 81 Jahre nach dem Ende des Holocausts keinen Grund, stolz zu behaupten, man hätte den Antisemitismus überwunden. Stattdessen muss man sich betroffen fragen, wie es sein kann, dass die Verurteilung und Ausgrenzung von Juden weltweit gefeiert wird, während die letzten Zeitzeugen der Schoa noch unter uns weilen. Wenn man heute angesichts der aktuellen Ereignisse das fassungslose Entsetzen der Holocaustüberlebenden erlebt, versteht man erst, wie sehr die Welt dieses Volk ein zweites Mal im Stich gelassen hat und an ihm schuldig wird.

Es würde diesen Artikel sprengen auf den Ursprung und die Hintergründe dieses Hasses einzugehen, der sich durch die Jahrtausende zieht. Doch es gibt ein exzellentes Buch dazu: „Holocaust - Die Geschichte von Hass und Verfolgung gegen Gottes Volk“ von Susanna Kokkonen. Ich kenne kein anderes Werk, dass bei diesem Thema so in die Tiefe geht. Die Autorin verbindet dabei die biblische mit der historischen Perspektive und geht der Feindschaft gegen Juden bis in die biblischen Anfänge und in die ersten Jahre des Christentums nach. Ein Buch, bei dem einem die Schuppen von den Augen fallen und man erkennt, wie tief antisemitische Muster in unserem Denken, unseren Kulturen bis hinein in christliche Kreise verwurzelt sind. Dieses Buch ist ein MUSS!

Wenn man in die Geschichte der letzten 2000 Jahre blickt, erscheint der Kampf gegen Judenhass hoffnungslos. Und dennoch gab es durch die Jahrhunderte immer auch Lichtblicke und vor allem Hoffnungsträger: die Männer und Frauen, die außergewöhnlichen Mut an den Tag legten, um menschliche Werte hochzuhalten und die sich für das jüdische Volk einsetzten: Die Freunde Zions, die Gerechten der Nationen.
 

Lesen Sie weiter in Teil 2

Brigitte Chaya Nussbächer und ihr Mann Harald Bottesch sind regelmäßig in Israel. Aktuell ist ihr Schwerpunkt Familien zu unterstützen, die von dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 direkt betroffen waren: Witwen und Waisen, Traumatisierte und Evakuierte. Bei ihrem letzten Israel-Einsatz im April 2025 haben sie erneut Betroffene besucht und Verbindungen mit spezialisierten Organisationen vor Ort geknüpft um spezifisch, langfristig und nachhaltig zu helfen.

Wenn Sie über neue Artikel oder Veranstaltungen von ARC to Israel informiert werden möchten, geben Sie uns bitte eine kurze Rückmeldung via Kontaktformular. Wir würden uns freuen, mit Ihnen verbunden zu bleiben.

Erstveröffentlichung: 30. Dez. 2025

Copyright ©  Brigitte Chaya Nussbächer; Abdruck nur nach vorheriger Genehmigung

Hier finden Sie andere Artikel von Brigitte Chaya Nussbächer

Reichspogromnacht DRUCK.jpeg
5 x Davidstern
Leichen KZ

Das furchtbare Erbe von Auschwitz. Foto Shutterstock

Ich nehme an, dass Ihnen der Großteil des bis jetzt Gesagten bekannt war. Wir haben inzwischen viel darüber gehört, gelesen, gesehen. Aber hat die kognitive Erkenntnis zu einer inneren Betroffenheit geführt, hat sie Spuren in unseren Seelen hinterlassen? 

Oder haben wir diese Informationen abgespeichert, wie die, dass sich die Erde um die Sonne dreht – als etwas Abstraktes, das wir als gegeben hinnehmen – das aber unsere Vorstellungskraft übersteigt und uns daher wenig berührt. Was sagt uns die Zahl 1,1 Millionen? Oder 6 Millionen Juden, die während der Schoa ermordet wurden? Sehen wir die Menschen hinter diesen Zahlen mit ihren Schicksalen? Bekommen diese Zahlen Gesichter und Geschichten? Begreifen wir was hier zerstört wurde; können wir das Ausmaß des Leides und des Schmerzes fassen? 

Denn viel zu häufig kann man beobachten, dass während mit ernster Miene Kränze für die toten Juden niedergelegt werden, die lebendigen Juden, die Israelis und Israel von genau den gleichen Personen verurteilt und sanktioniert werden.
Und es geht hier nicht darum, alles, was ein Jude oder Israel tut, blind gut zu heißen. Aber es geht darum, nicht bei allem, was ein Jude oder Israel tut, negative Absichten zu unterstellen, mit zweierlei Maß zu messen und von vornherein davon auszugehen, dass Israel sich schuldig gemacht hat.

Es ist so erschreckend in diesen Tagen zu beobachten, wie viele das Erbe der judenfeindlichen Propaganda aus der Zeit der Nationalsozialisten weiterführen. Wie sie sich selbst in der Ferne zu Richtern ernennen und Strafen verhängen, ohne etwas aus der Geschichte gelernt zu haben, mit einer fatalen Unkenntnis der Lage vor Ort, dafür aber mit besserwisserischer Selbstgerechtigkeit, arroganter Überheblichkeit und doppelter Moral.

Wie sie ausblenden, wozu genau diese Haltung in der Vergangenheit geführt hat.

UN-Resolutionen verurteilen Israel seit Jahren häufiger als alle Diktaturen dieser Welt zusammen. Kein anderes Land steht so oft am Pranger. Dafür sorgt der ständige Tagesordnungspunkt 7 im Menschenrechtsrat, der sich ausschließlich mit der „Menschenrechtssituation in Palästina und anderen besetzten arabischen Gebieten“ beschäftigt. 

Unabhängig davon, ob es darum geht, dass Israel den in Argentinien untergetauchten Nazi-Verbrecher Adolf Eichmann 1960 nach Israel geschmuggelt hat, um ihn vor ein Gericht zu stellen - oder ob es um das Recht Israels geht, sich gegen die Bedrohung terroristischer Organisationen zu verteidigen, es finden sich immer wieder Zweidrittelmehrheiten von den 193 Staaten, die Israel verurteilen.

Am 29. Dezember 2023 schon reichte Südafrika beim Internationalen Gerichtshof der UN in Den Haag (IGH) eine Klage gegen Israel wegen „Völkermord gegen die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen“ ein. Chile, Kolumbien, Libyen, Mexiko, Nicaragua, Palästina, Spanien und die Türkei schlossen sich der Klage an. 

Sowohl die Beweise, die Israel seither bezüglich der ergriffenen Schutzmaßnahmen für die Zivilbevölkerung vorlegte, sowie die Nachweise der großen Menge der Hilfsgüter, die nach Gaza gebracht wurden, werden ignoriert.

Blumen

Blumen als sinnbildliche Geste. Foto privat

Proteste

BDS - Seit über 20 Jahren aktiv gegen Israel. Foto Shutterstock

Verbrannte Fahne

Weltweite Israel-feindliche Demonstrationen. Foto Shutterstock

Karim Khan

Karim Khan. Foto Shutterstock

bottom of page